Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: d14-05

d14 - documenta in Kassel (Teil 5)

Von jeder documenta verbleibt das ein oder andere Kunstwerk in Kassel - an dieser Stelle z.B. zu sehen als »Der Himmelsstürmer« sowie einem Werk als »einem Werk der Beteiligung der Kirchen«.

Auch heute stelle ich euch ein solches Werk vor – und zwar den "Vertikaler Erdkilometer«. Er ist in unmittelbarer Nähe des Parthenon zu sehen – aber nur, wenn man ganz genau hinguckt, den er sieht sehr viel unspektakulärer aus als er ist. Man kann durchaus von einer "radikalen Unanschaulichkeit" des verborgenen Stabs sprechen. Auf Platzniveau ist nur das obere Ende – die Kreisfläche des Stabdurchmessers – sichtbar, eingebettet in einer quadratischen Sandsteinplatte.

Die Installation war auf der d6 (1977) erstmalig ausgestellt – und war verbunden mit erheblichen und sehr kritischen Stimmen der Kasseler Bürger. Es galt als das damals umstrittenste Kunstwerk der documenta. Dabei kamen drei Dinge zusammen:

• Die Bürger waren auf das Aufmaß dieses Kunstwerks nicht vorbereitet. Sowohl der Bohrturm als auch der umgebende Zaun stellten eine erhebliche Behinderung dar, außerdem war die Anbringung aufgrund der Bohrtürme mit erheblichem Lärm verbunden;
• der bis dahin auf dem Installationsplatz bestehende Rasen wurde zur Wüste; die "gute Stube" Kassels wurde in den Augen der Bürger zerstört;
• auf dem gleichen Platz wurde zum gleichen Zeitpunkt vom Künstler Richard Serra sein Werk »Terminal« installiert – es bestand aus rostigem Stahl und wurde später als »Kunstklo« bezeichnet...

Zum Zeitpunkt der Errichtung des "Vertikaler Erdkilometer« beherbergte das Fridericianum eine Ausstellung über die historischen Instrumente zur Vermessung der Welt. Es gab also einen direkten Bezug zum Kunstwerk. Ziel war es, über die Erde und ihren Ort im Universum nachzudenken. Zugleich sollte er als symbolischer Akt der Rückgabe des hochwertigen Metalls an die ausgebeutete Erde gedeutet werden.

Das Werk wurde finanziert von der US-amerikanischen »Dia Art Foundation«, der Künstler hieß Walter De Maria. Es besteht aus einem Messingstab von 1000 m (1 km) Länge, angebracht vertikal in Richtung Erdmittelpunkt.

Heute wird das Kunstwerk, das die Kasseler am wenigsten wollten, als dasjenige betrachtet, das am innigsten mit der Stadt verbunden ist. Es hat heutzutage einen Wert von ca. 50.000 € (knapp 16,5 t Messing).


»zum Teil 4 des Berichts«

Zitante 14.08.2017, 20.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL

(Für die Suche nach Autoren
bitte die "Autorenliste" in der
oberen Navigationsleiste nutzen)
2024
<<< November >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
    010203
04050607080910
11121314151617
18192021222324
252627282930 
Es ist besser, sich von Zweifeln beunruhigen zu lassen, als lange im Irrtum zu verweilen.

~ Alessandro Manzoni ~
(1785-1873)


Ein Abospruch von
www.zitante.de
Letzte Kommentare
Dietrich Rüger:
Leider vergessen wir das WUNDERBARE - und seh
...mehr
Anne:
Das ist sehr wahr! Und vor allem müssen
...mehr
Zitante Christa:
Heute, am Volkstrauertag, dachte ich mir, da&
...mehr
Marianne:
Danke für eines dieser Irischen Segenswünsc
...mehr
Anne:
Die irischen Segenswünsche mag ich sehr. Wen
...mehr
Marianne:
Ich erfahre das auch so: Echte Freunde zu hab
...mehr
quersatzein:
Das, was der Renaissance-Dichter damals f&uum
...mehr
Anne:
Sehe und lese ich da irgendwie Ähnlichke
...mehr
Marianne:
Eine beruhigende Vorstellung.
...mehr
Marianne:
Nichts bleibt auf Dauer,. Wir erleben den Wec
...mehr
Achtung!
Diese Seite unterliegt dem Urheberrecht.
Es ist deshalb nicht erlaubt,
ohne meine Zustimmung
Beiträge zu kopieren und
anderweitig zu veröffentlichen.
Kontakt: siehe Impressum