Und wer ist eifriger auf Umsturz bedacht als der,
dem seine augenblickliche Lage so gar nicht gefallen will?
Oder wen beseelt schließlich
ein kühneres Verlangen nach einem allgemeinen Durcheinander,
in der Hoffnung auf irgendwelchen Gewinn,
als den, der nichts mehr zu verlieren hat?
(aus: »Utopia«)
~ Thomas Morus ~, eigentlich: Sir Thomas More
englischer Staatsmann und humanistischer Autor, Heiliger und Märtyrer der römisch-katholischen Kirche und Patron der Regierenden und Politiker; 1478-1535
Es ist sehr treffend ausgedrückt von Thomas Morus bereits vor fünfhundert Jahren. Eine Anmerkung aus moderner Sicht:
Gunnar Heinsohn (geb. 1943), Prof. em. für Sozialpädagogik an der Universität Bremen, befasste sich u. a. mit Bevölkerungspolitik, Demographie und mit dem Problemkreis, wann und unter welchen Umständen Unruhen in einer Gesellschaft aufkommen, die eventuell zu Umstürzen und kriegerischen Handlungen führen. Seiner These nach, dargestellt im Buch „Söhne der Weltmacht. Terror im Aufstieg und Fall der Nationen. 2003“, hier sehr verkürzt wiedergegeben, ist, dass nicht bittere Armut in erster Linie den Wunsch und das Streben nach Änderungen hervorrufe. Unter sehr prekären Umständen seien die Menschen zu sehr mit dem Überlebenskampf beschäftigt. Vielmehr sei ein starkes Ungleichgewicht zwischen karrieresuchenden jungen Männern und verfügbaren gesellschaftlichen Positionen maßgeblich dafür, wenn es zu gesellschaftlichen Konflikten kommt. Dieses Ungleichgewicht ist quantifizierbar und für zahlreiche Länder mit konkreten Daten belegbar.
vom 15.05.2020, 05.57
Danke für diesen ausführlichen Kommentar.
Ungleichgewicht in jeder Beziehung stellt auf jeden Fall Zündstoff für nationale und internationale Reibereien dar.